Josh Müller
Wir wollen kein Theater sondern Kino
Index 1 – 622
26. 11. – 16. 12. 2017
opening: Sa 25. 11. 2017 7pm
finis: Sa 16. 12. 2017 7pm
Wir wollen kein Theater sondern Kino*
Auszug aus Index 1 – 622
Deutschland. Bilder. Eine Sprache, die uns oft immer noch scheinbar daran hindert schwerelose Poesie zu formulieren, weil sie oft so direkt, ungeschmückt und spröde einem den Atem stocken lässt… für viele immer noch die Sprache der Vollstrecker bis in die Gegenwart. Dass wir ausgerechnet diesem Land und seinen Menschen den Begriff „Romantik“ zuschreiben, bewirkte einst Friedrich Schlegel, der im Wesentlichen den modernen Begriff dessen prägte und welcher sich in der bildenden Kunst z. B. in den Bildern eines Philipp Otto Runge manifestierte. Zunächst in eine Begrifflichkeit von Heimat mutiert und dem Zeitgeist angepasst, sich im wieder aufgebauten Nachkriegs-Deutschland als Gegenwelt präsentierend– der Nährboden für eine neue, nüchterne, spröde Sicht auf die Dinge – hin zu einer Sachlichkeit und Analytik, welche sich in den 70ern u. a. durch Künstler wie Rolf Dieter Brinkmann oder die Bechers formulierte. Die 68er Hippie-Revolution, Sattheit, Depression, Melancholie, Grau, Autos, Industrie, November, Verpuffungen an roten Ampeln, die ins Grün umspringen, dumpfer, mechanischer Lärm. Vom Nebel werden wir reich belohnt für unseren freiwilligen Tausch mit der Realität, denn wir erhalten dafür Magie in ihrer melancholischsten Form. Trotz allem ist er nichts anderes als eine auf dem Boden liegende Wolke. Natürlich müssen Deutsche sich betrinken, ist der Alkoholkonsum in der nördlichen Hemisphäre höher als anderswo. Sehnsucht generiert sich an Orten, diese werden zu imaginären Bühnen, die wir nicht betreten wollen, sondern vom Abseits aus betrachten, um nichts kaputt zu machen – den nötigen Abstand, um sich in Gedanken zu verlieren, sich in DIE Geschichte fallen lassen zu können. Eine gedankliche Aneignung dieser Bühne, auf der wir gerne etwas Flüchtiges inszenieren möchten, ganz für uns allein. Das Verfahren der Verpuffung bietet sich hier als elegante Lösung, eine informelle noch dazu, geradezu gestisch und nicht von langer Dauer, gerade so lange um kurz mit gebotenem Abstand einem Spektakel mit ausgelatschten Interpretationsmodi beizuwohnen. Ja, nein, all das kann deutsch? Es riecht nach aufkeimender Revolte, nach einer gern okkupierten Metapher von zu ernst gemeinter Kritik …aus einem Stillleben wird ein Film.Es klart wieder auf, das Standbild ist wieder eingeschaltet, jetzt kann man gehen, um wieder zu kommen und um erneut auf die Frage eine Antwort zu erhoffen und infolgedessen der Ort einem etwas Neues, Magisches preisgibt, was wir bisher nicht sehen oder wahrnehmen konnten. Ein neuer Film kann gedreht werden, wieder ohne Kamera.
Udo Bohnenberger
*The tiltle was given by Nicolas Jasmin
Öffnungszeiten:
Während der laufenden Ausstellung!
Sa 15 bis 21 Uhr
und nach tel. Vereinbarung!
Kontakt:
Marxergasse 16
A-1030 Wien
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